SWISS PEACE COUNCIL   |   CONSEIL SUISSE POUR LA PAIX   |   CONSIGLIO SVIZZERA PER LA PACE

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Geschichte / Erfolge

Die Gartenhof und die Familie Ragaz

 
«Dieses nicht verdunkelte Haus ist wie vielleicht kein anderes in der Schweiz dem Kampfe gegen den Krieg gewidmet.»

Das schrieb Leonhard Ragaz im Herbst 1937. Gemeint war das Haus an der Gartenhofstrasse 7 in Zürich-Aussersihl, das bei einer Verdunkelungsübung –zum Protest gegen den Fatalismus und die Verharmlosung des Kriegs – standhaft in die dunkle Stadt Zürich hinaus geleuchtet hatte. Im «Gartenhof» wohnte seit 1924 die Familie Ragaz. Nachdem Leonhard Ragaz 1921 freiwillig als Theologieprofessor an der Uni Zürich zurückgetreten war, hatte er im Gartenhof ein Zentrum für Arbeiterbildung aufgebaut. Was Ragaz von diesem Haus schrieb, kann auch auf die ganze Familie Ragaz gemünzt werden: Auch sie widmete sich seit dem Ersten Weltkrieg der Friedensarbeit, in all ihren Facetten:

Clara Ragaz-Nadig (1874-1957) als Mitbegründerin der Schweizerischen und Vizepräsidentin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit und Leonhard Ragaz (1868-1945) – der vor der Zürcher Professur im Bündnerland und in Basel Pfarrer gewesen war – als Präsident der Schweizerischen Zentralstelle für Friedensarbeit und des Schweizerischen Zweigs des Rassemblement Universel pour la Paix.

Schon seit der Zwischenkriegszeit wurde dieses Engagement von den Kindern Christine Ragaz (1905-1983) und von Jakob Ragaz (1903-1985) und dessen Frau Trudi Ragaz-Fricker (1917-2000) mitgetragen und weitergeführt: In der Religiös-Sozialen Bewegung, in der während des Zweiten Weltkriegs im Gartenhof ansässigen Auskunftsstelle für Flüchtlinge, in der Redaktion des ‘Aufbau’ und der Beherbergung einer grossen Zahl von Friedensorganisationen – darunter auch des SFR.

Ruedi Brassel-Moser

 

Der Schweizerische Friedensrat wurde im Dezember 1945 gegründet. Damals Dachverband verschiedener pazifistisch oder aussenpolitisch ausgerichteter schweizerischer Organisationen, die sich für eine politische Öffnung der Schweiz nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges einsetzten und sowohl für die europäische Einigung wie für den Beitritt des Landes zur neuen UNO plädierten, bearbeitete er bald viele eigene friedenspolitische Themen.

Jahrzehntelang kämpfte er für die Einführung eines Zivildienstes für Militärverweigerer, in den 1960er-Jahren wehrte er sich mit den Ostermärschen gegen die von Armeekreisen propagierte atomare Aufrüstung der Schweiz, in den 1970ern gegen den Vietnamkrieg. Besonders stark engagierte sich der Friedensrat auch bei der ersten Waffenausfuhrverbotsinitiative 1972 und weiteren Waffenhandels-fragen. In den 1980er-Jahren stand der Kampf gegen die NATO-Mittelstreckenraketen in Europa im Vordergrund, er kritisierte aber auch die schweizerische Gesamtverteidigungsideologie und den totalen Zivilschutz, weiter engagierte er sich gegen die Ausweitung der Waffenplätze (Rothenthurm und Neuchlen-Anschwilen).

Der Schweizerische Friedensrat wurde als Koordinationsorgan von 22 Organisationen gegründet. Er diente in erster Linie als Ort des Austauschs und der Information. Im Laufe der Zeit änderte sich die Zusammensetzung der Mitgliedsorganisationen, auch wurde die Einzelmitgliedschaft eingeführt.

Der SFR erfuhr im Laufe der Jahre eine Erweiterung seiner Tätigkeit, doch blieben im Wesentlichen die oben angeführten Themen Arbeitsschwerpunkte des SFR. Heute engagiert sich der SFR verstärkt in der Friedens- und Menschenrechtsbildung, propagiert das System der kollektiven Sicherheit der UNO und betreut die schweizerische Kampagne gegen Kleinwaffen. Der SFR äussert sich aber auch laufend zu aktuellen Entwicklungen in der Debatte um die Neuausrichtung der Schweizer Armee.

Nicht zuletzt ist der Schweizerische Friedensrat auch Herausgeber der vierteljährlich erscheinenden FRIEDENSZEITUNG.

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