Die Volksinitiative «Für eine engagierte Schweiz (Service-Citoyen-Initiative)» verlangt, dass jede Person mit Schweizer Bürgerrecht einen Dienst zugunsten der Allgemeinheit und der Umwelt leisten muss. Neu sollen also auch Frauen dienstpflichtig werden. Dieser Dienst soll entweder als Militärdienst oder in Form eines «anderen, gleichwertigen und gesetzlich anerkannten Milizdienstes» geleistet werden. Der Sollbestand von Armee und Zivilschutz soll garantiert werden. Gemäss Initiativtext kann der Gesetzgeber vorsehen, dass auch Personen ohne Schweizer Bürgerrecht einen solchen Dienst leisten müssen.
Die Initiative will die Einsatzbereitschaft von Armee und anderen Kriseninterventionsdiensten wie den Zivilschutz durch gut ausgebildete und engagierte Menschen stärken. Er will den Zivildienst in eine militärischen Struktur eingliedern. Die InitiantInnen sehen ihren Vorstoss als Wiederaufwertung der Wehrpflicht.
Das Ansinnen der Initiative widerspricht dem Artikel 4 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK), die jegliche Form von Zwangs- oder Pflichtarbeit verbietet.
Service Citoyen übersieht, dass Schweizerinnen und Schweizer im Jahr 2020 9,8 Milliarden Stunden unbezahlte
Arbeit im Wert von 434 Milliarden Franken geleistet haben. 60 Prozent davon gingen auf das Konto der Frauen und beweist, dass Frauen schon aktuell einen wertvollen Gemeinschaftsdienst leisten, der besser anerkannt werden muss.
Service Citoyen schweigt über die riesige Logistik, die bei einer Umsetzung ihrer Forderungen aufgegleist werden
müsste, die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt finden in den Überlegungen keinen Raum. Stattdessen sollen
solidarische, zivile Modelle gefördert werden, die den Zusammenhalt, das Vertrauen und die Gleichberechtigung
in der Schweiz zum Ziel haben.
Service Citoyen will die Einführung eines obligatorischen Gemeinschaftsdienstes, der zu einer vermehrten
Militarisierung führen wird und die Pflichten höher gewichtet als die Rechte der Menschen. Es darf nicht sein,
dass durch diese Initiative eine Zwangsarbeit für alle eingeführt wird. Deshalb sagt der Schweizerische Friedenrat am 30. November klar NEIN zum Service Citoyen.